Die Hausgeschichte des Dorfgasthof Hirsch mit Dorfbäckerei gehen bis auf das Jahr 1751 zurück. Ob der damalige Besitzer Johann Groß allerdings schon ein Schankwirtschaft hatte ist nicht bekannt. 1775 war Johann Sinz neuer Eigentümer. Er heiratete eine Viktoria Staible. Der Sohn der beiden, Ignaz Sinz wurde 1806 als Bäcker und 1821 als Gassenwirt der ersten Klasse erwähnt. Eine Quelle aus dem Jahr 1823 schreibt: „Ignaz Sinz hat eine zwar kleine Bier- und Branntweinschänke mit guter Einkehr. Gleichzeitig ist er Brotbäcker und brennt 2 Eimer Branntweint, auch handelt er mit Spezereien.“

Im Jahr 1842 wurde eine merkwürdige Anordnung erlassen: Vor der Haustüre des Bäckers Sinz sollen in Zukunft die öffentlichen Bekanntmachungen erfolgen. Der Platz vor der Kirche wird von Amts wegen als „nicht schickliche Lokalität“ empfunden!

Nachdem Martin Sinz, der Sohn von Ignaz Sinz, Chirurg und nicht Bäcker geworden war, verkaufte er sein Anwesen 1851 an Stefan Hodrus von Merazhofen. Somit beginnt im Jahre 1851 die Ära Hodrus im Hirsch. Die alte Haushälfte war damals mit Landern gedeckt, wobei der 1828 erfolgte Anbau bereits ein Ziegeldach besaß. Im Stall standen 2 Kühe, 1 Pferd, und 4 Hennen. In der Wirtschaft waren 8 Maßkrüge, 10 gläserne Krügle, 15 steinerne Halbmaßkrüge, 46 Schoppengläser, 24 Messer und 6 Salzbüchsen. Stefan Hodrus brannte offiziell pro Jahr 2 Eimer Branntwein. Er war zugleich Bäcker, Bauer und Brenner. In seiner Bier- und Branntweinschänke war die Einkehr unbedeutend. Sein größter Konkurrent war der 200 Meter entfernte Brauereigasthof Sonne. Deshalb beabsichtigte Stefan Hodrus 1855 seine Krämerei um den Verkauf von Leinwand, Baumwollwaren, Wollwaren, Hals- und Sacktücher, Strickgarn und Seidenwatten zu erweitern.

Im Jahr 1875 wurde der Viehbestand erweiteret und deshalb der Ökonomieteil vergrößert. In den folgenden Jahren wurde immer in der Fasnet ein lustiger Wurstball abgehalten. Im Herbst gab es neuen süßen Most, den Liter um 12 Pfennig.

Im Jahr 1879 ist Stefan Hodrus gestorben. Ein Jahr später folgte ihm seine Frau Viktoria. Die 5 Kinder Theresia, Franz, Wilhlem, Johanna und Agathe betreiben das Anweisen gemeinsam weiter. Im Jahr 1886 übernimmt dann Franz Josef den Betrieb und heiratet Maria Anna Knöpfler aus Engerazhofen. Aus dieser Ehe gingen 4 Kinder hervor, darunter auch der letzte Hodruswirt, Stefan Hodrus, 1891 geboren.

Doch zunächst führte sein Vater Franz Josef erfolgreich den Betrieb, 1887 wurde sogar schöner Sommerroggen, zur Saat geeignet, angeboten. Durch seinen Fleiß konnte er im Jahre 1906 ein völlig neues, stattliches Anwesen (der heutige Dorfgashof Hirsch) bauen. Hohe Räume, große Fenster und eingebauten Holzrolläden, in der Spezereienhandlung ein Schaufenster, eine stattliche Bäckerei und geräumige Gasthausräume sowie einen Stall und Tenne für 7 Kühe.

 

Obenstehende Informationen stammen aus einem Geschichtsbeitrag von unserem Urlauer Ortsheimatpfleger Adolf Menig. Vielen Dank hierfür.

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